Schwedens neues âKompetenzzentrum Holzâ: Die UniversitĂ€t VĂ€xjö
Unter all den vielen Hochschulen in der Welt nimmt die neue UniversitĂ€t von VĂ€xjö (SĂŒdschweden) eine Sonderstellung ein. Drei ganz besondere Aspekte geben dieser neuen Hochschule eine ganz besondere Bedeutung fĂŒr die âWelt des Holzesâ.
Zentrum fĂŒr Forschung und Entwicklung rund ums Holz
Das âHolz-Institutâ an der UniversitĂ€t von VĂ€xjö bietet in Schweden die bislang gröĂte Konzentration von Fachwissen rund ums Holz. Schon jetzt sind 11 Professoren und 22 Doktoranden an diesem âHolz-Institutâ beschĂ€ftigt. Diese Dimension von Forschung und Lehre rund ums Holz ist in Schweden genau so einzigartig wie die Entstehungsgeschichte dieses neuen âKompetenzzentrums Holzâ.
WĂ€hrend in der Vergangenheit die meisten Mittel fĂŒr Holzforschung in die Mitte oder den Norden des Landes flossen, wurde mit der Ausweitung der UniversitĂ€t VĂ€xjö um den Schwerpunkt Holz ein ganz neuer Weg beschritten. FĂŒr den Initiator und Dekan MĂ„rten Bentz so spannend, dass er wohl ein Buch ĂŒber das Zustandekommen dieses neuen âWissenszentrums Holzâ in spektakulĂ€ren neuen UniversitĂ€tsbauten (natĂŒrlich auch aus Holz) schreiben wird.
Spannend und vielleicht wegweisend ist zum Beispiel das Finanzierungskonzept, das zunĂ€chst fĂŒr die nĂ€chsten sechs Jahre den Hochschulbetrieb sichert. 35 Millionen Schwedenkronen (fast 3,8 Mio Euro) kamen vom Staat, 35 Millionen SEK von der Industrie der Region SĂŒdschweden und 32 Millionen SEK aus âanderen Quellenâ.
Vielleicht ist die Vermutung nicht so abwegig, dass ein ZusammenrĂŒcken von Forschung & Lehre mit der Industrie ebenfalls zu den Zielen dieses Hochschul-Projektes gehört.
Was passiert nun mit dieser AnhÀufung von Ressourcen und Kompetenz?
Bei der Planung des neuen Programms wurde festgestellt, dass bisher rund 80 % der Gelder fĂŒr Forschung und Entwicklung in diesem Wirtschaftszweig fĂŒr die Forstwirtschaft aufgewendet wurden â und nur ein kleiner Teil fĂŒr die Weiterentwicklung von Holzprodukten oder fĂŒr das Suchen neuer Wege in der Vermarktung. Das neue Programm in VĂ€xjö wird diese VerhĂ€ltnisse nun aber genau umkehren!
Das UniversitÀtsgebÀude in VÀxjö
Das neue UniversitĂ€tsgebĂ€ude auf dem Campus von VĂ€xjö wird als der bisher gröĂte Holzbau Schwedens bezeichnet. HighTech-Holzkonstruktionen wurden fĂŒr die Tragkonstruktion aus Brettschichtholz verwendet â und unter anderem wurden tragende Deckenelemente aus der Entwicklungsschmiede des Forstkonzerns Södra eingesetzt. Der Werkstoff Holz prĂ€sentiert sich hier in trauter Eintracht mit Stahl und Beton.
GroĂe Beachtung unter Baufachleuten hat dieses neue UniversitĂ€tsgebĂ€ude aber nicht nur wegen seiner technischen und gestalterischen Details gefunden. In Schweden als âtypischem Waldlandâ wurde Holz schon lange beim Bau verwendet. Aber nur selten fĂŒr den Bau so groĂer GebĂ€ude, jedenfalls nicht in den letzten hundert Jahren. Zu groĂ war die Sorge um die Feuersicherheit!
Aber neue Technologien und besseres Erkennen der Brandgefahren haben fĂŒr eine Art Trendwende gesorgt. Jetzt ist Holz als Baustoff fĂŒr groĂe GebĂ€ude in Schweden nicht nur zugelassen â jetzt wird Holz auch eingesetzt!
Ganz offensichtlich ist, dass auch psychologische Faktoren eine Rolle spielen. Massive Bauten, HĂ€user aus Stein und Beton, waren fĂŒr lange Zeit das Symbol fĂŒr StabilitĂ€t und Dauerhaftigkeit. Und wer wollte die nicht! Deshalb ĂŒberraschte es nicht, dass auch die Holz- und Forstindustrie ihre Firmenzentralen ĂŒber Jahrzehnte als schwere "Betonbunker" bauen lieĂ. Aber das hat sich geĂ€ndert. Immer hĂ€ufiger fordern Unternehmen heute "Lösungen in Holz", wenn es um die Planung neuer BetriebsgebĂ€ude oder Verwaltungsbauten geht.
Die UniversitĂ€t VĂ€xjö ist wahrscheinlich die erste staatliche Hochschule, die sich fĂŒr den Baustoff Holz bei der Verwirklichung eines so groĂen Bauwerks entschieden hat. Das allein dokumentiert schon einen Wandel in der Einstellung zum Baustoff Holz. Es dokumentiert aber auch ein neues SelbstverstĂ€ndnis. Und dazu auch noch die Entscheidung fĂŒr wirtschaftliche Lösungen, denn bei diesem Bau in VĂ€xjö stellte es sich heraus, dass die Baukosten niedriger als sonst ĂŒblich lagen.
Interaktion UniversitÀt/Industrie
In der Umgebung der sĂŒdschwedischen Stadt VĂ€xjö gibt es eine bemerkenswerte Ballung von holzverarbeitenden Betrieben in allen GröĂenordnungen. Ein klares Ziel der schwedischen Regierung ist es, diesen Industrien Impulse zur Produktentwicklung und Weiterentwicklung zu geben - als Basis fĂŒr Wirtschaftswachstum und zur Entwicklung des Arbeitsmarktes.
VĂ€xjö liegt zudem mitten in den WĂ€ldern SĂŒdschwedens, wo der Zuwachs an Holz dank des milderen Klimas besonders hoch ist. Diese Region gehört zu den wichtigsten Waldgebieten Schwedens.
Ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm wurde erarbeitet, das klar auf neue Produkte und Marketing ausgerichtet ist. Eine kleine Sensation fĂŒr Schweden, wo Spötter die Haltung der Forstbranche in der Vergangenheit schon so beschrieben: "Sie (die Forstleute) stehen vor ihren WĂ€ldern und schauen auf die BĂ€ume. Und kehren dabei den MĂ€rkten ihren RĂŒcken zu!" Auch wenn das sicher ĂŒberzeichnet ist: das Projekt VĂ€xjö ist der Schritt hin zu mehr Gewicht auf die Vermarktung!
Die gewĂŒnschte Interaktion von Hochschule und Industrie spiegelt sich auch in den Bildungsangeboten der UniversitĂ€t wider. Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg ist seit September dieses Jahres das "Zentrum fĂŒr Holz-Design und Holz-Technologie an der Ingenieurhochschule der UniversitĂ€t VĂ€xjö.
Ein echter Standortvorteil ist dabei die rĂ€umliche NĂ€he dieser Hochschule zur holzverarbeitenden Industrie der Region. Diese NĂ€he, so erwartet man, wird auch die StudiengĂ€nge im neuen "Kompetenzzentrum Holz" in SĂŒdschweden fĂŒr neue Studenten noch attraktiver machen.
âTrĂ€tekâ auch mit dabei!
Auch fĂŒr die schwedischen Holzforscher vom âTrĂ€tekâ-Institut ist dieser neue Holz-Schwerpunkt im SĂŒden des Landes von groĂem Interesse. TrĂ€tek, das bisher hauptsĂ€chlich in Stockholm und mit einer Dependance in SkellefteĂ„ in Nordschweden arbeitete, ist jetzt zusĂ€tzlich auch in VĂ€xjö vertreten! (NTC)
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